Läuferproblem Eisenmangel

Auf dieses Thema brachte mich eine Patientin. Sie ist eine gute Langdistanz Triathletin und hatte 2015 eine ziemlich starke Saison. 2016 kam ein Einbruch mit Überlastungsfraktur und ziemlich starkem Übertraining. Die anschließenden Untersuchungen brachten auch einen großen Eisenmangel ans Licht.

Wozu Eisen?

Eisen brauchen wir vor allem als Transportvehikel, dem Hämoglobin (Hb), mit dem der Sauerstoff in die Lunge befördert wird, oder als Sauerstoffspeicher im Muskel selbst, dem Myoglobin. Ansonsten ist Eisen an vielen Prozessen im Energiestoffwechsel beteiligt. Alles genau aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen.

Eisenmangel kann sehr häufig lange nicht auffallen, weil die Hämoglobinwerte im Blut gerade noch so passen. Das heißt, Hämoglobin ist knapp über 12g/dl, nur das Ferritin (Eisenprotein im Körper) ist deutlich unter 50yg/l, oft schon unter 30yg/l.

Dann können typische Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Infektanfälligkeit auftreten, die wie im oben genannten Fall das Überlastungssydrom deutlich verstärkten.

Die roten Blutkörperchen enthalten Eisen

Bedarf

Der Hb Wert war bei 12g/dl und der Ferritinwert deutlich erniedrigt mit 24yg/l. Der Eisenbedarf im Körper liegt bei 750mg. Das klingt nicht nach viel, aber das Problem ist die geringe Aufnahmefähigkeit von Eisen. Um 750 mg Eisen im Körper zu „deponieren“, sind 7500 mg an Tabletten notwendig, da Eisen nur zu 10% – 15% resorbiert wird. Aufgeteilt auf Tagesdosen von 100mg/d bedeuted das 75 Tage Therapie, bis die Speicher wieder voll sind.

Aufnahme und Bedarf

Eisen wird sehr schlecht aufgenommen. Aus Tabletten und pflanzlichen Quellen nur zu 10%. Rotes Fleisch ist da schon besser. Da kommen bis zu 25% an. Auch gibt es viele Nahrungsmittel, die die Aufnahme beeinträchtigen. Dazu gehören Kaffee, Weizenkleie, Sojaprodukte und Milchprodukte. Vitamin C und Citrusfrüchte verstärken die Resorption. Standardmäßig würden als minimaler Bedarf 10-15 mg mit der Nahrung reichen, aber Läufer haben einen erhöhten Bedarf. Als optimal werden 20-25 mg angesehen.

Aber warum brauchen Ausdauersportler etwas mehr? Wichtig ist natürlich der Sauerstofftransport in den Muskel. Je mehr Hämoglobin, umso mehr Sauerstoff steht für Energiebereitstellung zur Verfügung. Kohlenhydrate und Fette können so mit Sauerstoff „verbrannt“ werden. Deswegen bilden Sportler auch mehr Hämoglobin als Inaktive. Das Thema Doping lassen wir hier mal weg.

Abbau

Das Hämoglobin wird aber auch wieder vorzeitig abgebaut. Vor allem durch die Aufprallwucht der Ferse werden die hämoglobinhaltigen roten Blutkörperchen mechanisch zerstört. Das nennt man Läuferhämolyse. Aber da wird das Eisen wieder recycled. Der Körper muss nur das Gleichgewicht zwischen Auf- und Abbau hinbekommen. Der latente Eisenmangel mit dem Ferritin kommt eher zustande über Verluste durch starkes Schwitzen und unzureichende Aufnahme, vor allem bei Vegetarien. Beim Schwitzen gehen pro Liter Schweiß ca. 1,2 mg Eisen verloren. Da ist ein Eisenmangel mit all seinen Folgen schnell erreicht.

Präparate?

Es ist zwar eine sehr vereinfachte Rechnung, aber Mischkost hat bei einem Kilo Nahrung pro Tag einen Eisengehalt von ca. 60 mg Eisen. Bei einer durchschnittlichen Eisenaufnahme von 15 % aus Fleisch und Gemüse kommen wir gerade mal über 9 mg/Tag. Ob die Einnahme von Eisen für uns Trailrunner sinnvoll ist, ist schwer zu sagen. Generell würde ich Eisentabletten ohne ärztliche Untersuchung nicht empfehlen. Eisentabletten können auch die Schleimhäute des Verdauungstraktes reizen, zu Verstopfung führen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben.

Die Saison geht wieder los, in vollen Zügen. Ich wünsche allen viel Erfolg beim Erreichn der persönlichen Ziele. Gewinner ist jeder, der sich bewegt!