Rolle einer Aminosäure bei belastungsinduzierter Darmpermeabilität

Das Thema ist ein wenig trocken, das gebe ich zu, aber durchaus interessant. Wir Trailrunner sind öfters länger unterwegs, dabei entstehende Magen-Darmprobleme hat sicher schon jeder erlebt. Der Darminhalt, der aus 1-2 Kilo Bakterien besteht, wird so richtig durchgeschüttelt und die Darmschleimhaut hat unter dieser enormen Belastung viel zu tun. Riesige Mengen Wasser und Nährstoffe aufzunehmen, sowie die Barriere für schlechte Sachen aufrecht zu erhalten ist eine große Herausforderung. Ist diese Barriere gestört, kann das zu vielfältigen akuten und chronischen Problemen kommen. Eine Aminsoäure spielt da eine große Rolle:

Das L-Glutamin.

Von allen Aminosäuren kommt L-Glutamin im Körper am häufigsten vor. Der menschliche Organismus ist selbst in der Lage, L-Glutamin herzustellen. Bei erhöhtem Verbrauch in Stresssituationen (chronische oder akute Belastungen) kommt er mit der Produktion nicht nach und entleert sehr schnell seine Vorräte.

L-Glutamin wird zur Aufrechterhaltung wichtiger (essentieller) Vorgänge benötigt. Daher wird sie als eine konditionell essentielle Aminosäure bezeichnet. L-Glutamin ist für die Epithelzellen der Darmschleimhaut einer der wichtigsten „Nährstoffe“. Fast ein Drittel des Gesamtbedarfs wird im Darm „verbraucht“.

Tight Junctions – Die Türsteher des Darms

Die Darmepithelschicht besteht aus einer Zellwand. Man muss sich das so vorstellen, wie eine Mauer aus Blöcken. Dazwischen ist ein Platz frei. Dadurch passen kleine Teile wie Nährstoffe, aber auch Fremdstoffe. Der Körper hat nun eine geniale Maßnahme eingerichtet, um nur „gute Stoffe“ durchzulassen: Die sogenannten „Tight junctions“. Diese fungieren wie eine Art Türsteher und lassen nur hindurch, was benötigt wird und gut ist. Ist wegen zu viel Stress in diesem System die Barriere der Tight Junctions offen, treten Fremstoffe durch und treffen auf Zellen des Immunsystems. Ganz einfach gesagt, tritt nun eine entzündliche Reaktion ein, die den Körper nicht nur lokal, sondern auch systemisch beschäftigen kann. Langfristig führt diese Öffnung der Tight Junctions (silent inflammation) zu Problemen wie atopisches Ekzem, Allergien oder Arteriosklerose.

Während der akuten Belastung wie beim Laufen führt es eher zu Magen-Darmproblemen wie Übelkeit oder Erbrechen. Es gibt viele Ultraläufer, die diesbezügliche Probleme haben. Es resultiert daraus, weil Toxine übertreten. Gleichzeitig kann es aber auch Verschiebungen (meist lokal) im Elektrolythaushalt geben, sodass die Wasserresorption gestört ist oder aus der Summe der Faktoren Durchfall auftritt.

Problematisch ist die akute Entzündung. Diese schwächt den Körper. Die Regeneration nach Belastungen läuft dann langsamer ab.

Ausdauersport, auch nur eine Stunde lang betrieben, führt zu Stress in der Darmbarriere. Verschiedene Entzündungsmediatoren werden vermehrt gebildet und eine Belastung des Systems tritt auf. L-Glutamin redzuiert diese Reaktion erheblich. Diese Aminosäure ist nun quasi essentiell für ein einwandfreies Funktionieren des Darmtraktes. L-Glutamin wird an verschiedenen Stellen im Darm benötigt, um die Tight Junctions am Laufen  zu halten.

Was sind die praktischen Konsequenzen daraus?

Es macht definitiv Sinn, L-Glutamin zu ergänzen. Den Schutzeffekt ist dosisabhängig und Studien deuten definitiv darauf hin, vor und nach dem Lauf L-Glutamin zu ergänzen. Wann und wie während der Belastung bei einem Ultralauf L-Glutamin aufgenommen werden sollte, lässt sich nicht einwandfrei empfehlen. Die Datenlage ist etwas zu dünn dazu. Nun genauer zu der Dosierung präventiv: Wer gefährdet ist, während eines Rennens oder längeren Trainings, Probleme zu bekommen, sollte schon 3-4 Tage vorher Glutamin zu sich nehmen. Eine Stunde vor dem Rennen ist es fast für jeden empfehlenswert. Eine sehr gute Wirkung zeigt sich ab einer Dosierung von 0,5g/kg KG – 1g/kg fettfreier Masse pro Tag.

Praktischerweise kann man die Dosis aufteilen. Ich persönlich nehme L-Glutamin immer morgens, sowie nach der Belastung. Ich weiß, dass die oben genannte Dosis sehr hoch ist. Sie gilt auch  nur für extreme Situationen. Für die Daueranwendungen empfehle ich 5-10 g/Tag.

Das Thema ist sehr weitreichend und vielfältig. Für eine funktionierende Darmbarriere gibt es mehrere Faktoren. Die Darmflora trägt auch entscheidenz dazu bei. Da L-Glutamin auch vom Körper selbst aus anderen Aminosäuren synthetisiert werden kann, ist eine hochwertige Eiweißversorgung anzustreben.